Wenn ich Gott mein „Ja“ gebe…
Ich muss gestehen, dass ich selbst lange Zeit genau daran sehr zweifelte. Aufgewachsen in einer christlichen Familie, besuchte ich zwar regelmäßig die Hl. Messe und betete auch gelegentlich.
Doch dass Gott sich wirklich um mich sorgen und mich ernsthaft anhören würde, daran konnte ich nicht glauben. So oft hatte ich in meinen Ängsten und Sorgen, in meiner Einsamkeit und Schwäche schon zu ihm gerufen. Doch er schien meine Gebete nicht zu erhören.
Lange fühlte ich mich über viele Jahre hinweg schwach, wertlos und in dieser Welt einfach nicht respektiert und ernst genommen. So begann ich einen Kampf gegen mich selbst. Wollte ich auf dieser Welt bestehen – so schien mir – musste ich mich ihr anpassen, möglichst viel leisten, mir Anerkennung hart verdienen, durfte ich keine Fehler machen und keine Schwächen zeigen.
Unter diesen hohen Anforderungen lebte ich so dahin – bis Anfang Juni 2014, bis zum Pfingstfestival in Salzburg. Dort durfte ich zum ersten Mal lebendigen Glauben erleben und wurde vor allem mit einer ganz neuen Hoffnung beflügelt: Es musste noch MEHR geben…
Gott konnte doch nicht so fern sein, wie ich angenommen hatte. In dieser neuen Zuversicht begab ich mich auf eine neue Reise, während der ich mich immer näher an Gott herantastete und versuchte, ihn immer mehr Reiseführer zu machen.
Und nach vielen Bergen und Tälern, an die die Reise vorbeigeführt hatte, hörte ich dann im Sommer 2015 zum ersten Mal einen klaren Ruf Gottes an mich:
Ich wollte ihm 9 Monate schenken, ihm über diese Zeit hinweg im Rahmen der „J9“ Jüngerschaftsschule im Herzen der Stadt Salzburg dienen. Nach anfänglichem Zögern und Abwägen von Für und Wider fasste ich schließlich den Mut, dem Ruf zu folgen.
Nun sind schon über 2 Monate seit Beginn der J9 vergangen und Gott hat meine Entscheidung, auf seinen Ruf geantwortet zu haben, bereits reichlich belohnt. Allen voran schenkte er mir Erkenntnis. Unter seinem Licht ließ er mich auf mein bisheriges Leben zurückblicken, um zu erkennen, dass oft gerade die unerfüllten Bitten der größte Segen für mich waren; weil Gottes Wünsche für mich unendlich besser für mein Wohl sind als meine Bitten es waren.
Ich durfte einsehen, dass Gott mich nie allein gelassen hatte – auch nicht in den vielen einsamen und dunklen Stunden, wo ich vergeblich um ein großes Zeichen und Wunder gebeten hatte. Nein, er hatte mich nicht im Stich gelassen, sondern durch meine von Sorgen betrübten Augen konnte ich nicht die vielen kleinen Zeichen zu sehen, die er mir so oft sandte – durch einen lieben Menschen mit einem guten Wort oder eine liebevolle Geste, hinter der Gott sich verbarg.
Und außerdem hat mir Gott Mut zugesprochen! Mut, den Kampf gegen mich selbst zu beenden. Denn ER hat mich zuerst geliebt und in seinen Augen bin ich teuer und wertvoll. Ich erkannte: Kämpfe ich nun gegen mich, so weise ich damit auch seine Liebe zurück, kämpfe letztendlich gegen ihn.
Und er forderte mich auf, meine Gefühle der Wertlosigkeit abzulegen. Denn er hat mich einmalig geschaffen und weil seine Liebe bedingungslos ist, muss ich mir seinen Zuspruch nicht verdienen! Vor ihm – so teilte er mir liebevoll mit – zählen nämlich nicht Leistung und Ansehen, sondern ihm kommt es auf meine Bereitschaft an, ihm zu folgen und zu dienen.
Und das Schöne dabei ist, dass er mir erlaubt, Fehler zu machen, ja ich darf sogar schwach sein, denn: „Seine Gnade genügt; sie erweist ihre Kraft in der Schwäche“ (2 Kor 12,9). Dieser unsagbaren Ermutigung verdanke ich eine neue Freiheit; eine Freiheit, die mich immer mehr meine Masken fallen lässt, um ich selbst zu sein, in der ich immer mehr meine Schwächen akzeptieren kann und in der ich mich nicht mehr mit anderen vergleichen muss – weil ich nun weiß, dass Gott für jeden einen einzigartigen Weg hat, auch für dich und für mich!
Und wenn er in den Augen der Welt auch noch sein klein erscheinen mag, so weiß ich, dass ich mit Ihm an meiner Seite immer das bessere gewählt habe. Denn alle SEINE Wege sind gut – solange sie ein Ziel verfolgen: Ihm näher zu kommen! Alles, was er sich dabei von mir wünscht, ist, mich von ihm zu beschenken zu lassen, mich seiner Stimme nicht zu verschließen und ihm mein JA zu geben! Und ich kann bezeugen: An jedem Tag, da ich ihm von Herzen ein aufrichtiges JA gebe, beschenkt er mich mit seiner unendlichen Gnade, spricht er mir Vertrauen zu, führt er meinen Weg und erfüllt mich mit einer tiefen Freude – mit einer Freude, die diese Welt nicht bieten kann! Unter seinem Blick wird alles neu!
Seid gesegnet,
eure Karin